Die Idee zu einer Schule des Gemeinsamen Lernens im Schulzentrum Südwest kam im Schuljahr 2010/11 auf. In diesem Jahr startete in Bochum der Schulversuch Gemeinschaftsschule; weitere Schulen sollten folgen.
Auf der Grundlage dieser politisch befürworteten Möglichkeiten machten sich 3 Schulen auf einen neuen Weg!
Die Lewacker Schule (Förderschule Lernen), die Heinrich-Kämpchen-Schule (Hauptschule im Schulzentrum Südwest) und die Hugo-Schultz-Schule (Realschule im Schulzentrum Südwest) erarbeiteten in einer schulformübergreifenden Steuergruppe ein Bewerbungskonzept.
Das Ziel aller Beteiligten war das tragfähige Konzept einer Schule für alle Kinder, die am Ende ihrer Grundschulzeit in eine weiterführende Schule wechseln.
Um dies zu ermöglichen, wurden die Schullaufbahnen von Gymnasium, Realschule und Hauptschule im Konzept verankert und darüberhinaus der Weg für ein Inklusionskonzept geebnet.
Die Akteure hatten von Anfang an eine Schule vor Augen, die Eltern von Grundschulkindern die schwierige und zu frühe Entscheidung für eine Schulform aus dem dreigliedrigen Schulsystem von Gymnasium, Realschule und Hauptschule abnimmt, längeres gemeinsames Lernen ermöglicht, Chancen eröffnet.
Eine Schule ohne Erprobungsstufe sollte entstehen. Lehrkräfte und Schulleitungen waren sich einig, dass sie nicht mehr in einem System arbeiten möchten, dass am Ende von zwei Jahren der „Erprobung“ Schülerinnen und Schüler aus der eigenen Verantwortung entlässt und an ein anderes System übergibt.
In den Gesamtschulen gab es bereits jahrzehntelange Erfahrungen mit dem beschriebenen Systemwechsel; allerdings sind dies in Ballungsräumen häufig unübersichtliche Schulen geworden mit 5 oder 6 parallelen Klassen pro Jahrgangsstufe.
Die neu entstehende Schule verstand sich als kleine Dépendance für die Klassen 5 bis 10 einer kooperierenden Gesamtschule - ohne die Notwendigkeit einer eigenen gymnasialen Oberstufe, jedoch mit
vertraglich festgelegtem Zugang zur Oberstufe der Koop-Schule. Durch die vertragliche
Bindung soll Schülerinnen und Schülern die Sicherheit für den Übergang in die Sekundarstufe II geboten werden, ohne unnötig einzuschränken; selbstverständlich ist die Wahl der Oberstufe völlig
frei. Zu den Kooperationspartnern unserer neuen Schule sollten darüber hinaus auch Berufskollegs unterschiedlicher Fachrichtungen gehören.
Im Sommer 2011 war das Konzept fertig.
Auf politischer Ebene gab es - wie oft - einen Machtkampf um die Ausrichtung der Bildungslandschaft und es kam zum sog. politischen Konsens. Daraus resultierte ein neuer Name für die neue Gemeinschaftsschule. Sekundarschule sollte die neue Schule heißen und mit dem etwas sperrigen Namen Sekundarschule Südwest ging unsere Schule im Jahr 2012 mit 80 Neuanmeldungen für den ersten Jahrgang 5 an den Start!
So wollten wir selbstverständlich nicht allzu lange heißen!
In einem groß angelegten Namensfindungsprozess wurde im Schuljahr 2017/18 vor dem Hintergrund unserer inzwischen deutlich gewordenen Identität ein Name gesucht, der zu uns passt, sprich unsere Werte verkörpert.
Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrkräfte gaben Vorschläge ab und diese wurden von einer Kommission mit den Werten und Leitgedanken unserer Schule abgeglichen!
Rupert Neudeck! Das war der Vorschlag, der am besten standhielt! Wir freuten uns riesig, nahmen Kontakt mit der Stadt Bochum auf. Auch hier stieß unser Vorschlag auf große Zustimmung, sodass die Schulleiterin, Ulrike Busse, im September 2017 nach Troisdorf zu Christel Neudeck fahren konnte, um im Garten des Wohnhauses der Familie Neudeck ganz viel über den zukünftigen Namensgeber, seine Ideen, seine Ideale, seinen Mut und sein Engagement zu erfahren - aus erster Hand und sehr persönlich!
Christel Neudeck wurde in die Planungen für ein Schulfest anlässlich der Namensgebung im September 2018 einbezogen; sie besuchte Mitwirkungsgremien, um auch vor Schülerinnen und Schülern, Eltern und Lehrkräften ein persönliches Bild Rupert Neudecks entstehen zu lassen.
Gemeinsam mit den zwei Brüdern ihres verstobenen Mannes Rupert, Veit und Franz-Martin, war sie beim Schulfest dabei.
Die Schulgemeinschaft ist sich der Verantwortung, die dieser große Name mit sich bringt, sehr bewusst.
Wenn durch Schulveranstaltungen, Sponsorenläufe, etc. Geld erwirtschaftet werden kann, möchten wir die Grünhelme davon profitieren lassen, die Organisation, die in den Ländern dieser Welt unbürokratisch Aufbauhilfe leistet, wo durch Kriege und/oder Umweltkatastrophen Menschen lebenswichtige Infrastruktur (Krankenhäuser, Schulen, ...) verloren haben.
Um die Erinnerung an Rupert Neudeck wach zu halten, haben wir für unsere Schülerinnen und Schüler einen ganz besonderen Punkt im Schulprogramm verankert: Franz-Martin Neudeck, selbst ehemaliger Lehrer, kommt in die Klassen der jeweiligen Jahrgangsstufe 5, bringt Fotos aus der Kindheit und Jugend mit und beantwortet sämtliche Fragen, die im Laufe der Unterrichtsreihe zu Rupert Neudeck im Fach Gesellschaftslehre entstanden sind.
Es ist ein großes Glück, dass im Stadtteil unserer Schule eine Familie wohnt, die ihre Existenz der großen Rettungsaktion Rupert Neudecks zu verdanken hat, der Ende der siebziger Jahre begann, mit der Cap Anamur Bootsflüchtlinge aus dem südchinesischen Meer zu retten. Auch hier können die realen Begegnungen unseren Schülerinnen und Schülern die Geschichte mutiger Einsätze, einer großen Spendenbereitschaft in der deutschen Bevölkerung sowie Ursachen von Flucht und Vertreibung näher bringen.